Triff das Team: Marie-Luise Lingnau-Hoogestraat

Triff das Team: Marie-Luise Lingnau-Hoogestraat

Hier im Leinerstift haben wir viele wunderbare Menschen, die Experten auf ihrem Gebiet sind. Wir können es kaum erwarten, dass du uns kennenlernst!

Name: Marie-Luise Lingnau-Hoogestraat (im Alltag nur Hoogestraat) 

Berufsbezeichnung:

Inklusionsfachkraft / Schulbegleitung

Arbeitsort:

An einer Grundschule in Emden

Wie kann man sich deine Arbeit verstellen?

Die Grundschule ist eine sogenannte „Brennpunktschule“: Sie liegt in einem einkommensschwachen Stadtteil, viele Eltern sind bildungsfern, der Anteil der Schüler:innen mit Migrationshintergrund und vielfach (noch) mangelnden Deutschkenntnissen ist hoch. Anstelle von Helikopter-Eltern haben wir es oft mit Eltern zu tun, die sich (zu) wenig kümmern. Ich bin einer festen Klasse zugeteilt; aktuell arbeite ich in einer ersten Klasse, die ich – wie schon zweimal vorher – durch die Grundschulzeit begleite. Ich unterstütze die Lehrkräfte, indem ich mich besonders um die Schüler:innen außerhalb des „Mainstreams“ kümmere, damit der Unterricht möglichst flüssig verläuft und alle Kinder Lernfortschritte erzielen. Ich erkläre Aufgaben noch einmal, übe mit Kindern einzeln oder in Kleingruppen, beantworte Fragen, schlichte Konflikte, …

Kein Tag ist wie der andere, es gibt immer Überraschungen, die Arbeit macht mir viel Freude!

Wie und warum hast du beim Leinerstift angefangen?

Eine Bekannte hatte mir von ihrer interessanten Arbeit als Schulbegleitung (bei einem anderen Arbeitgeber) erzählt. Nach dem Umzug von Berlin nach Emden war ich auf Arbeitssuche, fand kurze Zeit später die Stellenannonce des Leinerstifts und habe mich beworben. Als Diplom-Soziologin und Ergotherapeutin bin ich zwar eine Quereinsteigerin in die Pädagogik, kann aber meine früheren Berufserfahrungen und meine Lebenserfahrung (ich werde demnächst 59) gut einbringen. 

Was ist eine Sache, von der du dir wünschst, dass mehr Menschen davon wissen?

Wie wichtig es ist, Kinder unabhängig von ihrer Herkunft zu fördern und ihnen Chancen für eine erfolgreiche Schullaufbahn zu bieten.

Was ist etwas, von dem du dir wünschst, dass mehr Menschen davon wissen? ODER Gibt es neue Technologien oder Theorien, die du im Moment wirklich interessant findest?

Künstliche Intelligenz – ich finde die Möglichkeiten einerseits faszinierend, andererseits aber auch erschreckend.

Wenn du auf magische Weise über Nacht eine neue Fähigkeit (echte oder Superkraft) erlernen könntest, welche wäre das?

Ich würde gerne Arabisch können, um besser mit vielen Schüler:innen und ihren Eltern, die (noch) mangelnde Deutschkenntnisse haben, zu kommunizieren.

 

 

 

 

 

Triff das Team: Jana Gottschlich

Triff das Team: Jana Gottschlich

Hier im Leinerstift haben wir viele wunderbare Menschen, die Experten auf ihrem Gebiet sind. Wir können es kaum erwarten, dass du uns kennenlernst!

Name: Jana Gottschlich

Berufsbezeichnung: Sozialarbeitern/Sozialpädagogin B.A.

Arbeitsort: JuLe in Leer

Wie kann man sich deine Arbeit verstellen?

Ich leite das Team der JuLe, einer Mutter/Vater Kind Einrichtung in Leer. Bei uns leben die Mütter oder Väter gemeinsam mit ihren Kindern im Alter von bis zu 6 Jahren. Wir unterstützen die Eltern bei der Versorgung und Erziehung ihrer Kinder.  Häufig kommen die Mütter schon in der Schwangerschaft zu uns, sodass ein möglichst guter Start in das Leben gelingen kann.

Wie und warum hast du beim Leinerstift angefangen?

Ich habe mehrere Jahre im Bereich der ambulanten Jugendhilfe gearbeitet. Auf der Suche nach einer neuen Herausforderung bin ich dann auf das Leinerstift gestoßen.  Hier bekam ich die Chance und das Vertrauen, das Team der JuLe zu leiten und mich beruflich weiter zu entwickeln.

Haben Sie eine Lieblingserinnerung an das Leinerstift oder was macht das Leinerstift so besonders?

Beim Leinerstift stehen die Klient*Innen mit ihren Bedürfnissen im Vordergrund und es werden immer individuelle Lösungen gesucht. So verschieden die Angebote auch sind, so sind sich in dieser Hinsicht alle einig. Das spiegelt sich in der Zusammenarbeit mit den verschiedenen Abteilungen des Leinerstifts wider.

Was ist etwas, von dem du dir wünschst, dass mehr Menschen davon wissen? ODER Gibt es neue Technologien oder Theorien, die du im Moment wirklich interessant findest?

Ich finde den Ansatz der Multifamilienarbeit sehr bereichernd für meine Arbeit. Dabei werden Familien zusammengebracht um in der Gruppe miteinander zu arbeiten,  ihre eigenen Potentiale zu nutzen und neue Perspektiven zu finden. Die Haltung sich selber als Beraterin zurückzunehmen und eher vom „Rücksitz“ aus zu agieren, finde ich auch im Alltag in der JuLe sehr hilfreich.

Wenn du auf magische Weise über Nacht eine neue Fähigkeit (echte oder Superkraft) erlernen könntest, welche wäre das?

Ich würde gerne das Wetter manipulieren können, um ein bisschen mehr Sonnenschein nach Ostfriesland zu bringen.

 

 

 

 

 

Meinung der Mitarbeiter*innen: Melissa Reinken

Meinung der Mitarbeiter*innen: Melissa Reinken

Melissa Reinken steht vor dem großen Weihnachtsbaum im Verwaltungsgebäude des Leinerstifts in Großefehn. Sie lacht – obwohl die Adventszeit für sie und ihre Kolleg*innen immer eine ganz besondere Herausforderung darstellt. „Weihnachten ist es eigentlich am schlimmsten“, sagt die 26-jährige Erzieherin aus Aurich. Sie ist seit mehr als vier Jahren als Teamleitung einer Wohngruppe für intensivpädagogische Hilfen tätig. Hilfe für junge Menschen, die Schlimmes erlebt haben. Traumatisches. Dinge, von denen sich die meisten Menschen keine Vorstellung machen können. Vernachlässigung, Verwahrlosung, Missbrauch und Gewalt in allen Formen – oft schon im Säuglings-und Kleinkindalter.

Das Weihnachtsfest sei für viele einfach mit traurigen Erinnerungen, Wut und Enttäuschung verbunden, sagt Melissa Reinken. „Die meisten unserer Kinder und Jugendlichen wünschen sich, dass die Feiertage schnell wieder vorbei sind.“

Dass all diese schlimmen Erlebnisse Spuren in den Seelen dieser Menschen hinterlassen, ist keine Überraschung. Eine gesunde, kindgerechte Entwicklung? Nein, daran ist nicht zu denken. „Nicht mit dieser schweren Last, die sie alle im Gepäck haben“, sagt die Erzieherin. Das Schlimmste seien die vielen Beziehungsabbrüche, die die jungen Menschen bereits erlebt haben, erklärt sie weiter. Die Jugendlichen in ihrer Gruppe sind zwischen 14 und 18 Jahren alt. Einige von ihnen haben in ihrem jungen Leben schon mehr als 20 verschiedene Pflegefamilien, Heime oder Wohngruppen durchlaufen, werden aufgrund ihres auffälligen Verhaltens immer wieder weitergereicht.

Ablehnung, Zurückweisung und Haltlosigkeit. „Was sie vor allem brauchen, ist Wärme und Zuwendung“, so die Erzieherin. Da gäbe es auch 17-jährige, die es lieben, wenn man ihnen abends etwas vorliest, sagt sie. „Einfach menschliche Nähe erfahren – denn das kennen sie nicht.“

Doch so verletzlich und sensibel diese Jugendlichen auch sind – so zeigen sie sich auch immer wieder von einer ganz anderen Seite. Richten die Wut und Gewalt, die sie selbst erfahren haben, gegen andere Menschen – verbal und körperlich. Da machen sie auch bei Melissa Reinken und ihren Kolleg*innen keine Ausnahme. In solchen Momenten heißt es Ruhe bewahren, die Situation im Blick behalten. Und vor allem: Die Angriffe nicht persönlich nehmen. Die Wut richte sich nicht gegen die Personen selbst, sondern gegen all die Verletzungen, die man ihnen bereits angetan hat, sagt Melissa Reinken.

Bei den Übergriffen gehe es meistens darum, anderen Angst zu machen. „Wer Angst verbreitet, der hat die Macht und damit auch Sicherheit.“ Kleinste Vorfälle könnten dann eskalieren, auch mal gefährlich werden. „Deshalb sind wir hier nie alleine und ein gut eingespieltes Team.“ Neun Fachkräfte sind für maximal vier Jugendliche in der Wohngruppe zuständig.

Schichtdienst, Rufbereitschaft, Wochenend-und Feiertagsarbeit – Bedingungen, die auf den ersten Blick nicht gerade verlockend klingen. Und doch gibt es für Melissa Reinken keine Alternative. „Ich könnte mir nicht vorstellen, in einem anderen Bereich zu arbeiten.“

Für sie sind es vor allem die kleinen Erfolge, die ihre Arbeit so wertvoll machen. Junge Menschen Schritt für Schritt in so etwas wie Normalität zu führen. Sie dabei zu unterstützen, ihr Leben selbstständig zu gestalten. Einen Schulabschluss, eine eigene Familie, einen Beruf? Viele Träume bleiben Träume. Das weiß die Erzieherin. Und doch ist das für sie kein Grund, diese Jugendlichen aufzugeben. Im Gegenteil. „Man muss im Gespräch bleiben, ihnen das Gefühl geben, dass sie nicht alleine sind.“

An Weihnachten wird die Wohngruppe von Melissa Reinken gemütlich gemeinsam frühstücken. „Und es gibt auch Geschenke“, sagt sie und lächelt. „Aber das größte Weihnachtsgeschenk ersetzt keine Familie“, schiebt sie nachdenklich noch hinterher.

Und sie selbst? Hat sie auch einen Wunsch?

„Kolleg*innen, die uns und unsere Arbeit unterstützen“, antwortet sie mit einem Augenzwinkern. Denn der Fachkräftemangel ist im Bereich der intensivpädagogischen Hilfen ganz besonders spürbar. Ein Job, der mit vielen Herausforderungen verbunden ist. Herausforderungen, die manche zurückschrecken lassen. „Verständlich“, findet die 26-jährige. Man müsse schon irgendwie dafür brennen, wenn man diesen Weg geht. „Aber ich persönlich habe meine berufliche Erfüllung gefunden – zum Glück.“

Geschrieben von Andrea Henkelmann

Meinung der Mitarbeiter*innen: Melissa Reinken von Leinerstift